Franz Marc ist für seine populären Tierbilder und seine abstrakten Gemälde weltberühmt. Auch seine Zeichnungen erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Fast unbekannt ist jedoch sein Werk in 3D – seine Skulpturen. Dabei lohnt es sich diesen spärlichen Schatz zu kennen.
Franz Marcs Skulpturen – ein spärlicher Schatz
Gerade einmal sechzehn Skulpturen hat Franz Marc geschaffen. Neben seinem graphischen und malerischen Werk wird sein plastisches Schaffen oftmals vernachlässigt. Dabei sind sie ähnlich ausdrucksstark wie seine bekannteren Werke auf Papier und Leinwand.
Marc hat sich schon sehr früh mit Skulpturen beschäftigt und dieses Thema hat ihn sein komplettes künstlerisches Leben nicht losgelassen. So stammen erste Werke bereits aus dem Jahr 1904. Für die nächsten zehn Jahre, bis er 1914 in den Ersten Weltkrieg eingezogen wurde, entstanden darüber hinaus immer wieder plastische Kunstwerke.
Der große Tier- und Frauenliebhaber Marc hat sich dabei konsequent auf seine zwei Lieblingsthemen konzentriert: Er formte ausschließlich Skulpturen von Tieren und Frauentorsos, wobei ihm als Material wahlweise Bronze, Wachs oder Stein diente.
Marc hat seinen Skulpturen dabei durchgehend eine abstrakte, ausdrucksstarke Attitüde verpasst. Der expressionistische Künstler wollte die Welt nicht so darzustellen wie sie uns erscheint, sondern wie sie wirklich ist, bzw. wie er als Künstler sie empfindet. Sein plastisches Werk ist somit also genauso wie seine Bilder und Graphiken seiner Interpretation der Natur als Künstler überlassen.
Pferdeskulpturen
Marcs Begeisterung für Pferde schlägt sich auch in seinem plastischen Werk nieder. Haltung und Attitüde der 1908/09 entstandenen Skulpturen erinnern stark an seine Pferdebilder. Inspiriert zu seinen Pferdeskulpturen wurde Marc im Sommer 1908 durch hügelige Wiesen mit weidenden Pferden in Sindelsdorf.
Besonders die Skulptur „Zwei Pferde“ war für Marc ein bedeutender Schritt seiner Vision der „Animalisierung der Kunst“ näher zu kommen.
Ich sehe kein glücklicheres Mittel zur Animalisierung der Kunst […] als das Tierbild. Darum greife ich danach. Was wir anstreben, könnte man eine Animalisierung des Kunstempfindens nennen […]. Meine Plastik ist ein tastender Versuch nach derselben Richtung. Das Kreisen des Blutes in den beiden Pferdekörpern, ausgedrückt durch die mannigfachen Parallelismen und Schwingungen der Linie.
Franz Marc über seine Skulptur „Zwei Pferde“ in dem Essay zu „Das Tier in der Kunst“
Weitere Tierskulpturen
Neben den Pferdeskulpturen hat Marc zwischen 1905 und 1907 auch eine mehrfarbige Schafsplastik in Wachs, 1912 eine Katze in Stein, 1908 – 1909 zwei Pantherskulpturen und schließlich 1910 die Skulptur „Zwei Bären“, welche stark an „Zwei Pferde“ erinnert, geschaffen. Die „Chimäre“ bleibt ohne Werkdatum.
Frauentorsos
Marc hatte bekanntlich auch eine Schwäche für das andere Geschlecht. So ist es nicht erstaunlich, dass auch zwei Frauentorsos zu seinem Schaffen zählen. Beide entstanden im Jahre 1910 und zeigen, dass sich Marc auch mit zeitgenössischen Skulpturen auseinandersetzte. Der Einfluss Auguste Rodins im bronzenen Frauentorso ist nicht von der Hand zu weisen.
Ausstellung im Franz-Marc-Museum in Kochel am See
In der Ausstellung „Franz Marc. Die Skulpturen“ im Franz-Marc-Museum in Kochel am See können die in diesem Beitrag gezeigten und weitere Skulpturen noch bis zum 13.09.2020 live bewundert werden. Die Ausstellung umfasst vierzehn von Marcs sechzehn Skulpturen und gibt damit einen großartigen Einblick in sein plastisches Werk. Darüber hinaus werden ca. 30 Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken gezeigt.
- Ausstellungsort: Franz-Marc-Museum, Franz Marc Park 8-10, 82431 Kochel am See
- Dauer: 08.03.2020 – 13.09.2020
- Weitere Infos: www.franz-marc-museum.de/ausstellung
Ein Besuch lohnt sich!
In diesem Sinne ¡hasta la vista, CulturaLista!
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Literatur und Empfehlungen
- Susanna Partsch: Marc, Taschen Verlag, Köln 2016
- Hajo Düchting: Der Blaue Reiter, Taschen Verlag, Köln 2017
- Wilfried F. Schoeller: Franz Marc Biographie, 1. Auflage, Piper Verlag, München 2017
- Stefan Fröhling: Franz Marc Prophet der Moderne, 1. Auflage, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2015
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